Mittwoch, 12. September 2007
Anlässlich der aktuellen Hypothekenkrise in den USA und dadurch ausgelösten Bankenkrise berichtete "Die Welt" am 14.08.2007 über, dass Computerfonds drastische Einbrüche erleiden: „Die Module spielen verrückt. Der momentanen Finanzmarktkrise sind selbst die ausgeklügeltsten Computerprogramme nicht gewachsen. Rechnergestützte Investmentfonds verlieren kräftig. Von Menschen gemanagte Produkte kommen besser mit den Turbulenzen klar.“
Da es sich bei den Quadriga Superfund Produkten um genau einen dieser Computerfonds handelt, habe ich mir einmal die Produkte genauer angeschaut. Über die Firma Superfund gibt es noch einen Eintrag bei Wikipedia: Superfund.
Um mich näher mit den Produkten beschäftigen zu können, habe ich mir erst einmal das Infopaket über die Webseite von Superfund zusenden lassen.
Kurze Zeit später darauf erhielt ich das Infopaket mit folgendem Anschreiben zugesandt:
Sehr geehrter Herr …,
vielen Dank für Ihre Anfrage und Ihr Interesse an den Superfund Investment Strategien. Superfund ist seit über 11 Jahren ein erfolgreicher Anbieter von Managed Futures Produkten. Diese erhielten bisher mehr als 40 internationale Auszeichnungen. Mit Büros in 17 Ländern betreuen Superfund Investmentgesellschaften über 50.000 Anleger und verwalten insgesamt ein Fondsvolumen von 1,6 Mrd. US-Dollar. 2001 eröffneten wir die erste Niederlassung in Deutschland und die Superfund Produkte erzielten seither durchschnittlich eine Netto-Jahresrendite von +15,9% mit der Strategie A, +21,4% mit der Strategie B und +31,1% mit der Strategie C. Die Strategien A, B und C unterscheiden sich hinsichtlich ihres Ertragspotenzials und ihrer Volatilität.
Im Anschreiben unten befanden sich die Fußnoten:
1) Wertentwicklung von Anfang Mai 2001 bis Ende Juni 2007. Exemplarische Renditeangaben: Superfund A Strategie basierend auf Superfund Q-AG (geschlossener Fonds), Superfund B Strategie basierend auf Superfund GCT USD (geschlossener Fonds), Superfund C Strategie basierend auf Superfund Cayman (geschlossener Fonds), Zeichnungen sind ausnahmslos nicht mehr möglich. Die Nennung der in der Vergangenheit erzielten Wertentwicklung dieser oder anderer Superfund-Produkte ist nicht zu Rückschlüssen auf die zukünftige Wertentwicklung geeignet, auch sind erzielte Ergebnisse aufgrund unterschiedlicher Gebührenstrukturen nur eingeschränkt mit der Wertentwicklung der Zertifikate vergleichbar.
2) Risikohinweise entnehmen Sie bitte den beiliegenden Unterlagen. Die vorliegenden Informationen sind unverbindlich, insbesondere stellen sie keine Anlageberatung oder -empfehlung dar. Maßgeblich sind ausschließlich Angaben im jeweiligen Wertpapierverkaufsprospekt (Verkaufsprospekt). Bitte beachten Sie, dass vor jeder Investition in Superfund-Produkte die Kenntnis des jeweiligen Verkaufsprospekts sowie eine individuelle, ausführliche Beratung erforderlich ist. Investoren müssen bereit und in der Lage sein, regelmäßige positive wie negative Wertschwankungen, bis zum Totalverlust, hinzunehmen, sofern Sie kein Superfund-Produkt mit Kapitalgarantie erwerben.
Interessant fand ich den folgenden Satz aus den Fußnoten: „Bitte beachten Sie, dass vor jeder Investition in Superfund-Produkte die Kenntnis des jeweiligen Verkaufsprospekts sowie eine individuelle, ausführliche Beratung erforderlich ist.“
Leider befand sich überhaupt kein Verkaufsprospekt bei den übersandten Unterlagen!
Auf den Verkaufsprospekt, den ich mir deshalb von der Webseite von Superfund herunter geladen habe, gehe ich später ein.
Wenn ich es richtig verstanden habe, gibt es 3 grundsätzliche Strategien:
Strategie A: Superfund Q-AG, Strategie B: Superfund GCT USD und Strategie C: Superfund Cayman.
Darauf basierend wurden – diese 3 genannten Fonds wurden mittlerweile geschlossen – verschiedene Produkte herausgegeben.
Bis auf Superfund A Index Zertifikat sind hier wiederum alle Fonds geschlossen.
Für die Strategie B sind dies: Superfund B Index Zertifikat, Superfund GCT USD, Superfund GCT EUR und Superfund B Genussschein.
Bis auf Superfund B Index Zertifikat sind hier ebenfalls alle Fonds geschlossen.
Für die Strategie C sind dies: Superfund C Index Zertifikat, Superfund Cayman und Superfund C Genussschein.
Auch hier sind bis auf Superfund C Index Zertifikat alles Fonds geschlossen.
Zusätzlich gibt es noch das Superfund Garant Index Zertifikat.
Insgesamt können also nur noch Superfund A, B& C Index Zertifikate und in Superfund Garant Index Zertifikat investiert werden (mit welchem ich mich hier nicht weiter beschäftigen werde).
Die Superfund Indexzertifikate A, B & C sind aufgeteilt in traditionelle Strategie (ab 1000.- Euro Einmalinvestment oder 50.- Euro monatlicher Sparplan), dynamische Strategie (ab 10.000.- Euro Einmalinvestment oder 50.- Euro monatlicher Sparplan) und aggressive Strategie (ab 100.000.- Euro Einmalinvestment).
Performance:
Laut Webseite von Superfund erzielte das Superfund Index Zertifikat A im Jahr 2006 (Gründung war im Dezember 2005) folgende Performance: plus 6,52 Prozent.
Im Jahr 2007 (Stand 14.08.2007) wurde eine Performance von minus 12,69 Prozent erzielt.
Laut Webseite von Superfund erzielte das Superfund Index Zertifikat B im Jahr 2006 (Gründung war im Dezember 2005) folgende Performance: plus 13,36 Prozent
Im Jahr 2007 (Stand 14.08.2007) wurde eine Performance von minus 18,85 Prozent erzielt.
Laut Webseite von Superfund erzielte das Superfund Index Zertifikat C im Jahr 2006 (Gründung war im Dezember 2005) folgende Performance: plus 14,04 Prozent
Im Jahr 2007 (Stand 14.08.2007) wurde eine Performance von minus 26,34 Prozent erzielt.
Vergleich mit dem DAX:
Der Dax schaffte in 2006 ein Plus von 21,93 Prozent und in 2007 (Stand 14.08.2007) ein Plus von 12,25 Prozent.
Vergleich mit dem S&P 500:
Der S&P 500 (500 größten börsennotierten Unternehmen in den USA) schaffte in 2006 ein Plus von 13,28 Prozent und in 2007 ein Plus von 0,6 Prozent.
Performance-Kurzvergleich (Stand 14.08.2007):
In % | DAX | S&P 500 | A Zertifikat | B Zertifikat | C Zertifikat |
2006 | plus 21,93 | plus 13,28 | plus 6,52 | plus 13,36 | plus 14,04 |
2007 | plus 12,25 | plus 0,6 | minus 12,69 | minus 18,85 | minus 26,34 |
Gebührenstrukturen:
Wer sich das Factsheet A, B& C Zertifikate anschaut, erhält den Eindruck, dass beim Superfund A Index Zertifikat nur ein Ausgabeaufschlag von 4 Prozent, ein anfänglicher Verkaufspreis von 1 Prozent und keine Verwaltungsgebühren der Emittentin zu zahlen sind.
Der Unterschied zu den B & C Zertifikaten liegt ausschließlich in der Verwaltungsgebühr der Emittentin: B Zertifikat (0,5 Prozent im Jahr) und C Zertifikat (1 Prozent im Jahr).
Auf den ersten Blick erscheint dies überaus günstig, da Aktienfonds und Hedgefonds oft Gebühren von bis zu 3 oder 4 Prozent jährlich und eine Erfolgsbeteiligung beanspruchen.
Wer genauer hinsieht und sich einmal das pdf Dokument SF_A_B_C_Bedingungen ansieht, stellt folgendes fest:
Die drei Index Zertifikate beziehen sich auf folgende Produkte:
Superfund A Index Zertifikat auf Quadriga Superfunds Futures A Euro
Superfund B Index Zertifikat auf Quadriga Superfunds Futures B Euro
Superfund C Index Zertifikat auf Quadriga Superfunds Futures C Euro
Beim Quadriga Superfunds Futures A Euro fallen nun folgende Gebühren an:
Maximaler Ausgabeaufschlag von 4,5 Prozent
Maximale Rücknahmegebühren von 2,0 Prozent
Verwaltungsgebühren von 6 Prozent
Performancegebühren von 25 Prozent
Beim Quadriga Superfunds Futures B Euro fallen nun folgende Gebühren an:
Maximaler Ausgabeaufschlag von 4,5 Prozent
Maximale Rücknahmegebühren von 2,0 Prozent
Verwaltungsgebühren von 6 Prozent
Performancegebühren von 30 Prozent
Beim Quadriga Superfunds Futures C Euro fallen nun folgende Gebühren an:
Maximaler Ausgabeaufschlag von 4,5 Prozent
Maximale Rücknahmegebühren von 2,0 Prozent
Verwaltungsgebühren von 6 Prozent
Performancegebühren von 35 Prozent
Gebührenbeispiel am Käufer eines Superfund A Index Zertifikat:
Ein Investor kauft das Zertifikat A. Er investiert 100 Euro. Hiervon werden 4 Prozent als Ausgabeaufschlag für das Zertifikat einbehalten. Er verfügt nun also noch über 96 Euro.
Sein Geld fließt in das Zertifikat, welches wiederum in den Quadriga Superfunds Futures A Euro investiert.
Dort werden von den 96 Euro 4,5 Prozent (also 4,32 Euro) als Ausgabeaufschlag einbehalten. Den Anleger bleiben also nun noch 91,68 Euro.
Nun werden im Laufe eines Jahres 6 Prozent für Verwaltungsgebühren fällig. 6 Prozent aus den 91,68 Euro belaufen sich auf 5,5 Euro. Nach Abzug der Verwaltungsgebühren beläuft sich sein Vermögen also noch auf 86,18 Euro.
Gibt er nun sein Zertifikat zurück werden auf der Ebene von Quadriga Superfunds Futures A Euro 2 Prozent an Rücknahmegebühr berechnet.
Dies sind bei 86,18 Euro nun nochmals gerundete 1,72 Euro.
Sollte also – im Falle eines Jahres ohne Gewinne – unser Anleger sein Geld nach einem Jahr zurückhaben wollen, so verbleiben ihm nur noch 84,46 Euro.
Gehen wir im Beispiel weiter und unterstellen eine Bruttoperformance von guten 12 Prozent im Jahr.
Unser Anleger erwarb also das Zertifikat und ihm verlieben nach zweimaligem Ausgabeaufschlag noch 91,68 Euro.
Nun unterstellen wir eine fiktive Bruttoperformance von 12 Prozent im Jahr, dann würde dies bei 91,68 Euro einen Gewinn von gerundeten 11 Euro bedeuten.
Von diesen 11 Euro wiederum erhält der der „Quadriga Superfunds Futures A“ 25 Prozent.
Dies sind 2,75 Euro.
Dem Anleger verbleiben also 91,68 Euro plus 11 Euro minus 2,75 Euro = 99,93 Euro
Verkauft der Anleger nach einem Jahr sein Zertifikat und hat der dem Zertifikat zugrunde liegende Fond eine Bruttoperformance von 12 Prozent geschafft, dann muss der Anleger aus seinen 99,93 Euro die 2 Prozent Rücknahmegebühr bezahlen, was knapp 2 Euro entspricht.
Fazit: Unser fiktiver Anleger investierte 100 Euro, der dem Zertifikat zugrunde liegende Fond erwirtschaftete eine angenommene Bruttoperformance von 12 Prozent, der Anleger verkauft nach einem Jahr sein Zertifikat und erhält gerundete 97,93 Euro.
Verkaufsprospekt:
Leider war es mir nicht möglich, die Verkaufsprospekte tatsächlich komplett anzuschauen.
Hierfür gibt es zwei Gründe:
Nur das pdf Dokument „SF_A_B_C_Bedingungen“ war in deutscher Sprache verfasst. Das zweite pdf Dokument „A_B_C_Basisprospekt“ war nur in englischer und französischer Sprache verfasst.
Da die Zertifikate ja wie beschrieben jeweils in einen Superfund A, B oder C investieren, wäre es interessant gewesen, deren Verkaufsprospekte anzuschauen und zu studieren. Leider gab es diese Verkaufsprospekte weder als Beilage zum Infopaket noch zum Download auf der Webseite von Superfund.
Ergebnis:
Ingesamt erscheinen mir persönlich die Gebührenmodelle für die Produkte von Quadriga Superfund im Verhältnis zu anderen am Markt angebotenen Produkten relativ hoch. Seit einiger Zeit lässt die Performance der angebotenen Zertifikate zudem zu wünschen übrig.
Sollte aber die Rendite wieder die hohen Zahlen der Vergangenheit erreichen, sind die Produkte grundsätzlich schon interessant.
Angesichts der hohen Gebühren muss aber jeder Anleger selbst entscheiden, ob die Produkte für ihn in Frage kommen oder nicht.
Noch ein weiterer Hinweis:
Der Herausgeber der Zertifikate (Emittentin) ist die französische Exane-Gruppe. Laut dem oben genannten Prospekt (Seite 83) gilt das französische Recht und Gerichtsstand ist Paris.
Meiner Einschätzung nach würde dies bedeuten, dass bei einer möglichen Klage eines Investors diese in französischer Sprache in Paris eingereicht werden muss. Dies bedeutet natürlich im Streitfall deutlich höhere Kosten.
Weiterführende Artikel:
Am 13.06.2005 veröffentlicht die Börse-ARD.de einen siebenteiligen Artikel über das Superfund Garant Index Zertifikat, welches ich hier nicht weiter behandelt habe:
Teil 1: Superfund Garant: Vollgas mit Handbremse
Teil 2: Haken 1: Das Produkt an sich
Teil 3: Haken 2: Fehlende Flexibilität
Teil 4: Haken 3: Kosten, Kosten, Kosten
Teil 5: Haken 4: Alarmierender Performanceschwund
Teil 6: Haken 5: Intransparenz
Teil 7: Fazit: Eine Vertrauensfrage
Diese Zusammenfassung entspricht meiner Meinung über die Kosten- und Gebührenstrukur von Quadriga Superfund.
Ich freue mich auf Kommentare und Erfahrungen von Anlegern.
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1 Comment:
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- Anonym said...
25. Januar 2008 um 11:44Ich habe mir die Zertifikate auch mal angeschaut und bin damals für mich persönlich zum selben Ergebnis gekommen. Gebühren immens, Performance seit einiger Zeit sehr mau. Als Beispiel gibt es immer den Q-AG , der aber selber ein akzeptables Gebührenmodell hat.